Pädago­gi­scher Tag 2022/2023: Umgang mit Hete­ro­ge­nität fördern

Auftakt­ideen Schul­leiter Norbert Sierl 

Zu Beginn des Pädago­gi­schen Tages erin­nerte unser Schul­leiter Norbert Sierl daran, dass wir als Profil­schule Inklu­sion im beson­deren Maße den Werten der Inklu­sion verpflichtet sind. Dies spie­gelt sich auch in unserem Leit­bild in der Aussage „Viel­falt leben“ wider. Doch sich auf das Thema der Inklu­sion zu beschränken, wäre für eine beruf­liche Schule zu kurz gegriffen. Unser Ziel ist es, möglichst dem ganzen Spek­trum der Hete­ro­ge­nität in unserer Schule gerecht zu werden. In der Konse­quenz bedarf es einer Verän­de­rung der Unter­richts­praxis zum offenen Unter­richt, der ein indi­vi­dua­li­siertes und binnen­dif­fe­ren­ziertes Lernen ermöglicht.

Thesen Dr. Harald Ebert 

Einen span­nenden Impuls­vor­trag hielt anschlie­ßend Dr. Ebert in seiner Rolle als Koor­di­nator des Netz­werkes Inklu­sion in Unter­franken. Die von ihm nach­fol­genden erklärten Thesen ermög­lichten eine neue Sicht­weise auf die Frage­stel­lung des Umgangs mit Heterogenität.

1) Schule hat die Aufgabe (möglichst) alle (jungen) Menschen zur Über­nahme von Verant­wor­tung für die künf­tige Gesell­schaft vorzu­be­reiten und das entlang demo­kra­ti­scher Spiel­re­geln. Dabei müssen wir aber immer im Kopf behalten, dass die Schule nicht die Realität ist. Wir geben Antworten auf Fragen, die die Schüler*innen nicht gestellt haben. Wir möchten unser Werte­kon­zept vermit­teln, müssen aber auch die Realität der Schüler*innen einbe­ziehen. Nur so können wir ermög­li­chen, dass die jungen Menschen ein Stück weit unsere gesell­schaft­li­chen Normen übernehmen.

2) Viel­falt und Diffe­renz sind in jeder Klasse, in jeder Schule die Regel. Homo­ge­nität ist eine Fiktion.

Das Problem wird den Schulen selbst über­lassen. Allge­meine Struk­turen, Lehr­plan­vor­gaben etc. geben nur in einem einge­schränkten Maße Handlungsspielraum.

3) Die UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­tion schreibt einen gesetz­li­chen Anspruch auf viel­fäl­tige Teil­habe vor und schafft die Fiktion der „Homo­ge­nität” ab. Für das Verständnis von Behin­de­rung bestä­tigt die UN-BRK die Bedeu­tung perso­nen­be­zo­gener Faktoren. Sie macht aber zugleich auf die ebenso große Bedeu­tung der system­be­zo­genen und sozialen Faktoren aufmerksam: Eine Behin­de­rung besteht dann, wenn eine Person eine durch die Gesell­schaft entstan­dene Barriere nicht über­winden kann. Aus welchem Grund auch immer: dies kann eine Krank­heit sein, aber auch die Lebens­si­tua­tion als Alleinerziehende*r. Es stellt sich dann nur die Frage: „Wer gehört (noch) dazu und wer gehört nicht (mehr) dazu”. Dieser Satz macht auch deut­lich, dass jeder Mensch betroffen ist. Bei manchen kann es nur eine Frage der aktu­ellen Lebens­lage sein, ob man momentan betroffen ist oder nicht.

Als Lehr­kräfte müssen wir uns immer die Frage stellen: sind wir “Täter”? Welche Einzel­bar­rieren gene­rieren wir?

4) „Wir haben 12000 Schüler:innen”. Im Netz­werk Beruf­liche Bildung Main­franken werden syste­mi­sche Perspek­tiven und perso­nen­ori­en­tierte Perspek­tiven zusam­men­ge­führt. Keiner ist alleine mit einem Problem. Durch dieses große Netz­werk eröffnen sich viel­fäl­tige Unter­stüt­zungs­mög­lich­keiten für die Schüler*innen aber auch für die betreu­enden Lehr­kräfte und Schulen. Unser Anspruch: Keine/r darf verloren gehen.

5) Eine Kultur, Struk­turen und Prak­tiken um (möglichst) für alle (jungen) Menschen die Chancen zur Über­nahme von Verant­wor­tung für die künf­tige Gesell­schaft zu verbes­sern, ist ein Muss an der Berufsschule.“

Work­shops

Die sich anschlie­ßenden Work­shops, dessen Refe­renten zum Groß­teil aus dem Kolle­gium heraus gewonnen werden konnten, erfreuten sich einer hohen Nach­frage. Sicher­lich auch aufgrund der ange­bo­tenen Breite, wie nach­fol­gende Tabelle zeigt.

Indi­vi­du­elle gewählte Ziele der Fachgruppen

Die im Anschluss an die besuchten Work­shops von den einzelnen Fach­gruppen indi­vi­duell defi­nierten Ziele spie­geln die erfah­rende Breite der Themen der Work­shops. Nach­fol­gende exem­pla­ri­sche Ziele zeigen dies:

  • Entspan­nungs­si­tua­tion für Prüfungs­si­tua­tionen entwickeln.
  • Barcamp zur Indi­vi­dua­li­sie­rung einführen.
  • Diffe­ren­zie­rung im Unter­richt mit Apps und passenden Unter­richts­me­thoden einplanen.
  • Arbeits­blätter in einfa­cher Sprache erstellen.
  • Aufbau einer engen Zusam­men­ar­beit und sukzes­sive Inten­si­vie­rung dieser mit dem multi­pro­fes­sio­nellen Beratungsteam.

Multi­pro­fes­sio­nelles Team

Katha­rina Puru­cker nahm anschlie­ßend für das multi­pro­fes­sio­nelle Bera­tungs­team die Ideen der Fach­gruppen auf. Das Team wird die Fach­gruppen und die Kolleg*innen bei der Umset­zung ihrer Ziele unterstützen.

Evalua­ti­ons­er­geb­nisse

Inso­fern endete der dies­jäh­rige Pädago­gi­sche Tag aufgrund des gewählten Themas und der ziel­ori­en­tierten Aufbe­rei­tung später als in den Vorjahren und begann zudem auch schon früher. Die dennoch sehr posi­tiven Evalua­ti­ons­er­geb­nisses von diesem Tag sowie die vielen posi­tiven persön­li­chen Rück­mel­dungen lassen den Eindruck entstehen, dass wir unserem Ziel, den Umgang mit Hete­ro­ge­nität zu fördern, erfolg­reich ein Stück näher­ge­kommen sind. Das gezeigte Enga­ge­ment des Kolle­giums, das bereits im Juli dieses Jahres auf einem Schul­ent­wick­lungs­wo­chen­ende an der stetigen Verbes­se­rung der Schul­ent­wick­lung gear­beitet hatte, ist eindrucksvoll.

Einen Wermuts­tropfen gab es dennoch

Mario Schel­len­berger wurde offi­ziell zum System­be­treuer berufen und verließ daher sicht­lich auch schweren Herzens die Stelle als zweiter Fach­be­treuer mit dem Schwer­punkt Schulentwicklung.

An dieser Stelle möchten wir Mario Schel­len­berger noch­mals herz­lich für sein gezeigtes Enga­ge­ment in den letzten Jahren in der Förde­rung unserer Schul­ent­wick­lung danken. Er wird in der Rolle als „Mitschul­ent­wickler“ fehlen. Glück­li­cher­weise bleibt er dem Schul­ent­wick­lungs­pro­zess als wich­tiger Partner in der System­be­treuung erhalten.

Ansprech­partner:

Chris­toph Zobel, OStR

Fach­be­treuer für beson­dere Aufgaben

zobel@klara-oppenheimer-schule.de

Tel. 0931–7908 182