Dienstag, 24.10.23

Heute stand der Besuch einer städ­ti­schen Kinder­ta­ges­stätte auf dem Plan. Jennifer Wülfing von der Deut­schen Spiel­ecke beglei­tete uns und über­nahm die Aufgabe der Dolmet­scherin. Wir wurden in der Einrich­tung herz­lich von der Leiterin, Frau Nico­letta Scac­chetti, begrüßt. Nach einer kurzen gegen­sei­tigen Vorstel­lung waren wir auch schon schnell im fach­li­chen Gespräch vertieft. Die von uns besuchte Einrich­tung betreut ca. 350 Kinder. Es arbeiten um die 50 Erzie­he­rinnen mit den Kindern. Im gesamten pädago­gi­schen Personal arbeiten keine Männer, ein echtes Problem im Bezug auf die fehlenden männ­li­chen Modelle für die Kinder. Insge­samt sind in allen städ­ti­schen mailän­di­schen Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen nur sechs Männer tätig. Eine zwei­jäh­rige Berufs­aus­bil­dung wie Kinderpfleger:innen gibt es in Italien nicht. Auch die Ausbil­dung der Erzieher:innen ist anders als in Deutsch­land. Seit Anfang der 2000er Jahre müssen alle Erzieher:innen einen fünf­jäh­rigen univer­si­tären Studi­en­gang absol­vieren, um in einer Kinder­ein­rich­tung arbeiten zu können. Leider wirkt sich die lange „Ausbil­dung“ nicht auf das Gehalt aus. Erzieher:innen werden relativ schlecht bezahlt.

Eine weitere Beson­der­heit der städ­ti­schen Kinder­ta­ges­stätten in Mailand ist, dass alle nach einem spezi­fisch in Mailand entwi­ckelten Konzept arbeiten. Dieses wurde von zustän­digen Mitarbeiter:innen der Stadt­ver­wal­tung und den Leitungen der einzelnen Einrich­tungen entwi­ckelt. Dabei wurde eng, im Rahmen von Erasmus-Austausch­pro­grammen, mit Einrich­tungen aus Spanien und Schweden zusammengearbeitet.

Nach dieser inten­siven Austausch­runde führte uns Nico­letta durch die Einrich­tung. Uns fiel auf, dass die Räum­lich­keiten viel Platz für die unter­schied­lichsten Akti­vi­täten bieten. Es gab für jede Gruppe den obli­ga­to­ri­schen Grup­pen­raum. Daneben sahen wir Bewe­gungs­räume, eine Aula mit Theater, eine Biblio­thek, mehrere multi­funk­tio­nale Räume in denen Kinder selbst­ständig expe­ri­men­tieren, Rollen­spiele durch­führen, bauen, spielen gestal­te­risch tätig sein …konnten. Beson­ders zu erwähnen ist der „Raum ohne Namen“. Dieser wird von den Kindern genau so benutzt, wie sie ihn gerade benötigen.

Auch in dieser Einrich­tung fiel unser wieder auf, wie enga­giert die Erzie­he­rinnen mit den Kindern arbei­teten. Wir sahen sie beim Vorlesen, verkleidet im Rollen­spiel, im Malkittel oder auf allen vieren auf der Turnmatte.

Der Besuch war für uns sehr aufschluss­reich und führte auch im Anschluss bei uns noch zum inten­siven Gespräch während der Mittags­pause. Wir sind sehr dankbar für die Zeit, die sich Jennifer und Nico­letta für uns genommen haben und dass wir diese Einrich­tung besu­chen durften.

Den Nach­mittag verbrachten wir wieder in der Spiel­ecke mit Haus­auf­gaben- und Nach­mit­tags­be­treuung. Zum Abschluss nahm sich aber nochmal Jennifer viel Zeit um uns die Entste­hungs­ge­schichte, das pädago­gi­sche Konzept sowie ihre persön­liche Leiden­schaft für die Arbeit mit Kindern zu schil­dern. Und was sollen wir sagen, all das, haben wir auch in der prak­ti­schen Tätig­keit der Mitar­bei­te­rinnen fest­stellen können. Man kann wirk­lich fest­halten, das Kind mit seinen Bedürf­nissen steht im Mittel­punkt, einfach nur toll. Auch hier von uns ein herz­li­ches Danke für die Gast­freund­schaft, Offen­heit und Zeit, die man sich hier für uns genommen hat.

Abschluss des Tages: Eine kleine Stadt­rund­fahrt durch Mailand – Touri­pro­gramm im Schnelldurchlauf.