Heute ist schon Abrei­setag und kein Hospi­ta­ti­ons­pro­gramm. Der Flug ist erst am frühen Nach­mittag, ich habe also noch Zeit ins Amos Rex, dem Museum für moderne Kunst zu gehen.

Dort habe ich die Ausstel­lung The Quiet Parade von Hans op de Beeck besucht. In einem Raum ist eine surreale Land­schaft aufge­baut, durch die die Besu­cher laufen können. Die Stationen sollen die Verschie­denen Lebens­ab­schnitte darstellen. Alle Skulp­turen sind grau und sehen so realis­tisch aus, dass man meinen könnte, sie öfnnen gleich ihre Augen auf. Eine sehr eindrucks­volle Ausstellung!

Nach einem Mittag­essen im Muse­ums­café war auch schon Zeit, zum Flug­hafen aufzubrechen.

Die Ankunft in Frank­furt war dann wieder ein Klima­schock: 25 Grad!

An diesem Tag durfte ich Tiina Räsänen begleiten. Sie ist auch Sonder­päd­agogin, arbeitet jedoch an einem anderen Standort und betreut mit 4 anderen Sonder­päd­agogen die Schüler*innen der kauf­män­ni­schen Ausbil­dungs­rich­tungen. Vormit­tags hat sie die verschie­denen Ange­bote und Rahmen­be­din­gungen vorge­stellt, nach­mit­tags durfte ich einem ihrer Ange­bote, dem Student Support Work­shop hospi­tieren. Dies ist eine offene Stunde zu der Schüler*innen aus verschie­denen Klassen vorbei kommen können und Unter­stüt­zung in verschie­denen Fächern erhalten. Durch das flexible Unter­richts­system können die Schüler*innen jeder­zeit aus dem Klas­sen­ver­band heraus und die Mood­le­kurse der Fächer selb­ständig durcharbeiten.

Hier wurde mir sehr deut­lich, wie anders der Unter­richt in vielen Berufen abläuft: Es gibt keinen Unter­richt mehr, wie wir uns das vorstellen. Zwar ist eine Lehr­kraft im Klas­sen­raum, die die Anwe­sen­heit über­prüft oder auch Unter­stüt­zung in ihrem Fach geben kann, die Schüler*innen arbeiten jedoch selb­ständig die Kurse für die Fächer durch. Die Umstel­lung auf diese Unter­richts­form erfolgte im kauf­män­ni­schen Bereich der Omnia vor ca. vier Jahren.

Abends habe ich das Design Museum besucht. Ich war mir vorher gar nicht bewusst, wie viele Design­ob­jekte aus Finn­land in meiner Wohnung sind: Die Schere von Fiskars, Emaille-Tassen von muurla, Glas­vasen von muuto, Wolldecke/ Geschirr­tü­cher von Lappuan Kankurit… Also war ich schon immer ein Fan finni­schen Designs!

Danach habe ich die Einkaufs­liste für die Mitbringsel besorgt. Teer­shampoo, Mumin-Fanar­tikel, Leinen, Cloud­ber­ry­mar­me­lade, das sind typi­sche Produkte, die aus Finn­land kommen.

An der Schule habe ich heute ein Treffen mit der School Nurse Maria Hietto. Das finni­sche Gesund­heits­system ist anders als das deut­sche: Jeder Finne hat eine Health Nurse, die für ihn seit der Geburt zuständig ist. Mit dem Besuch der Berufs­schule ändert sich das, nun ist die School Nurse der Schule zuständig. Er/sie ist erste:r Ansprechpartner:in bei allen gesund­heit­li­chen aber auch anderen Problemen. Zu Beginn der Ausbil­dung trifft sich jede:r Schüler:in mit seinem/seiner School Nurse und bespricht die Ausbildungsziele.

Nach dem Mittag­essen, war das Treffen mit Suvi­sirkku Kunnas, einer von insge­samt zirka 23 Sonderpädagog:innen bei Omnia. Suvi­sirkku stellte Arbeits­weise, Ausbil­dung und Ange­bote der Sonderpädagog:innen bei Omnia vor. Danach konnte ich an einem Angebot für nicht Muttersprachler:innen teil­nehmen, das sie im Tandem mit einem Kollegen anbietet.

Nach der Hospi­ta­tion bin ich zurück nach Helsinki und habe einen Spazier­gang zum Meer gemacht. Ziel war das Café Regatta, dort sollte es beson­ders leckere Zimt­schne­cken geben. Und dem war so…

Zum Früh­stück habe ich das typisch finni­sche gewählt: Porridge mit finni­schem Super­food. Das sind getrock­nete und pulve­ri­sierte Beeren aus dem finni­schen Wald, die durch den Polartag im Sommer beson­ders viele Vitamine anrei­chern. Sehr lecker!

An der Part­ner­schule Omnia habe ich zuerst Elina Kollanus getroffen, die mit mir einen Rund­gang durch die Schule gemacht hat und das finni­sche Berufs­schul­system vorge­stellt hat. Außerdem hat sie mir die orga­ni­sa­to­ri­schen Rahmen­be­din­gungen des Bera­tungs­teams der Omnia erklärt.

Nach dem Mittag­essen im Henricus Restau­rant, dem Ausbil­dungs­be­trieb der Schule, hat Sari Rehell das EU-Projekt GIVE vorge­stellt. Dies ist eine Zusam­men­ar­beit verschie­dener euro­päi­scher Schulen, Betriebe und Univer­si­täten, um Über­gänge von Schule zu Beruf inklusiv zu gestalten und für Menschen mit Beein­träch­ti­gungen zu öffnen. Aus diesem Projekt werden Hand­rei­chungen, Stan­dards und konkrete Anwen­dungen ausge­ar­beitet, die in Schulen und Betrieben umge­setzt werden können. Es ist zu über­legen, wie sich auch die Klara-Oppen­heimer-Schule hier zukünftig einbringen kann.

Nach sehr viel Input brauchte ich erst einmal Bewe­gung. Ich bin zurück nach Helsinki gefahren und habe einen ausge­dehnten Spazier­gang gemacht von der Uspenski-Kathe­drale über den Kreuz­fahrt­schiff­hafen zu Markt, Senats­platz, Tuomio­kirkko, und weiter die verreg­neten Straßen zurück zum Hotel.

Geplant war, dass Frau Stock, einer unserer Schul­so­zi­al­ar­bei­te­rinnen, gemeinsam mit mir  das finni­sche Schul­be­ra­tungs­system bei Omnia in Espoo kennen­lernen. Ziel sollte sein, neue Inspi­ra­tionen und Ideen für den Aufbau eines Bera­tungs­teams an der Klara-Oppen­heimer-Schule zu bekommen. Krank­heits­be­dingt fiel Frau Stock aus und ich musste leider allein — aber trotzdem voller Vorfreude — nach Finn­land reisen. Die Anreise war ein Wech­selbad der Temerparturen:

• Frank­furt, 20 Grad, Sonnen­schein, Klei­dung: T‑Shirt… dann 2,5 Stunden später:
• Helsinki, 5 Grad, noch das Eis von der letzten Nacht auf den Pfützen, Klei­dung: Daunen­jacke, Woll­pull­over und Merinowäsche.

Das war erst einmal eine Umstel­lung! Zum Glück gab’ es im Hotel eine Sauna zum Aufwärmen! (So wie in fast jedem Hotel und auch in Mehrfamilienhäusern…).