Wenn Lehrer die Komfort­zone verlassen… 

…dann reisen sie zum Beispiel dank Erasmus nach Marie­hamn auf die Åland Inseln, um ein Jobsha­dowing-Programm zu machen. An der Erasmus Part­ner­schule ange­kommen warteten nette Kolleg:innen auf uns, die uns schnell dazu verhalfen, in den dortigen Alltag der Schüler:innen und Lehrer:innen einzu­tau­chen. Wir erkannten, dass manche Probleme im schu­li­schen Umfeld univer­saler Natur sind. Und auch deshalb besuchten die Ålän­di­schen Kolleg:innen zu Beginn der Woche eine Veran­stal­tung des engli­schen Lehrers und Autors James Nottingham. Er sprach über die Möglich­keit der Resi­li­enz­för­de­rung bei Schü­lern, um Komfort­zonen leichter zu verlassen und Lern­zonen zu betreten.

Der Besuch der privaten Schule grit:lab, in der vor allem begabte Schüler:innen im Rahmen eines problem­ori­en­tierten, offenen Unter­richts­an­satzes eine zwei­jäh­rige Ausbil­dung durch­laufen, erwies sich als sehr span­nend. Gleich­zeitig hinter­ließ dieses schu­li­sche Konzept — insbe­son­dere mit seinem Ansatz “Teacher free Zone” — das Bauch­ge­fühl, dass dort etwas fehlte: nämlich neben Lehrer:innen auch Schüler:innen, die einem durch­schnitt­li­chen oder unter­durch­schnitt­li­chen Leis­tungs­ni­veau zuzu­ordnen sind.

Das Jobsha­dowing-Programm ermög­lichte uns das Wahr­nehmen kultu­reller Gemein­sam­keiten und Diffe­renzen, was wiederum dazu beitrug, das Handeln unserer Ålän­di­schen Kolleg:innen besser zu verstehen. Darüber hinaus verhalf der Aufent­halt dazu, unser Handeln im Rahmen unseres eigenen Lehrer­da­seins zu reflek­tiert. So zeigt das schu­li­sche Umfeld der Åläni­schen Kolleg:innen viele posi­tive Ansätze, die den Wunsch der Nach­ah­mung im heimi­schen Schul­um­feld erwe­cken. Beson­ders positiv ist uns das täglich kosten­freie Essen für die Schüler:innen aufge­fallen. Auch hat uns gut gefallen, dass die Lehrer:innen ihren Unter­richt grund­sätz­lich mit flexi­blen Projekt­phasen berei­chern und digital arbeiten. Die Klassen umfassen etwa 15 Schüler:innen und sind damit durch­gängig klein. Häufi­gere und kürzere Pausen tragen zur regel­mä­ßigen Erho­lung bei, wenn­gleich es sich als nicht förder­lich auf den eigenen Kaffee­konsum auswirkte.

Zum Ende des Aufent­halts stellten wir fest, dass wir schon wieder eine Komfort­zone verlassen mussten. In diesem Fall die schnell lieb gewon­nene im schu­li­schen Umfeld der Ålän­di­schen Kolleg:innen. Wir verlassen sie aber nicht mit leeren Händen, sondern bringen neue Ideen, Impulse und Konzepte mit, wie die Erasmus Part­ner­schaft weiter fort­ge­setzt werden kann.