ERASMUS: Kauffrau für Büromanagement zum Auslandspraktikum in Antwerpen
Schon immer war es ein großer Traum einmal einige Zeit im Ausland zu arbeiten. Im vergangenen Monat bot sich im Rahmen meiner Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement die Möglichkeit zu einem dreiwöchigen Auslandspraktikum bei CVO Antwerpen, einem Zentrum für Erwachsenenbildung, das ein breites Spektrum an Kursen und Programmen anbietet. Die Einrichtung legt großen Wert auf lebenslanges Lernen und unterstützt sowohl berufliche als auch persönliche Weiterentwicklung.
Meine Reise begann mittags um 12:00 Uhr am Würzburger Hauptbahnhof. Glücklicherweise hatte ich einen Sitzplatz reserviert. Die erste Etappe führte mich nach Frankfurt, von dort ging es weiter nach Brüssel. Dort wurde ich kurz nervös, da am Gleis eine große Menschenmenge wartete – vermutlich Teil einer Demonstration. Der Zug war bereits gut gefüllt, doch ich hatte Glück und fand noch einen Platz. Schließlich erreichte ich mein Ziel: Antwerpen.
Während der gesamten Reise stand ich in Kontakt mit Elle, meiner Praktikumsbetreuerin. Sie empfing mich herzlich am Bahnhof und brachte mich zu meiner Unterkunft – einem zentral gelegenen Airbnb. Das war ideal, denn Antwerpen ist eine große Stadt, was mich als „Dorfkind“ anfangs etwas überforderte. Meine Gastgeberin, die ebenfalls Anna hieß, war sehr freundlich, und ich war erleichtert, gut angekommen zu sein.
In der ersten Woche arbeitete ich im Organisationsteam unter der Leitung von Elle. Ich unterstützte bei der Kursplanung, übernahm administrative Aufgaben und erhielt spannende Einblicke in die internen Abläufe. In der zweiten Woche wechselte ich in den Bereich Kommunikation und Marketing. Dort half ich bei der Erstellung von Social-Media-Inhalten, bereitete Werbematerialien vor und pflegte die Website. Besonders interessant war meine Mitarbeit an einer Kampagne zur Bewerbung neuer Kurse.
Das Team bei CVO war sehr herzlich und offen. Ich wurde freundlich aufgenommen und konnte jederzeit Fragen stellen. Die Arbeitsatmosphäre war kollegial und angenehm, was mir den Einstieg sehr erleichterte. Überraschend viele Kolleginnen und Kollegen verstanden Deutsch – auch wenn ihnen das Sprechen nicht ganz so leicht fiel. Trotzdem waren deren Deutschkenntnisse hilfreich, wenn mir mal ein englischer Begriff nicht einfiel.
Im Vergleich zu Deutschland fiel mir auf, dass in Belgien Teamarbeit und informelle Kommunikation eine größere Rolle spielen. Die Hierarchien wirkten flacher, Entscheidungen wurden oft gemeinsam getroffen. Auch die Pausenkultur war entspannter und sozialer.
CVO nutzt digitale Tools wie Lernplattformen und Online-Kommunikation sehr aktiv – ähnlich wie in Deutschland. Besonders beeindruckt hat mich der nachhaltige Umgang im Arbeitsalltag: papierlose Prozesse, konsequente Mülltrennung und die Förderung umweltfreundlicher Mobilität. Ein kleiner Kulturschock war die Tastatur: Die Buchstabenanordnung war anders, was das Tippen anfangs erschwerte. Doch nach ein paar Tagen hatte ich mich daran gewöhnt. Auffällig war auch das fehlende Pfandsystem – was zu mehr Plastikmüll führt. Viele Kolleginnen und Kollegen nutzten daher Mehrwegflaschen. Ich bekam sogar eine vom CVO geschenkt – eine schöne Geste.
Antwerpen ist eine multikulturelle Stadt mit vielen spannenden Vierteln – darunter ein indisches, ein jüdisches und ein muslimisches. In meiner Freizeit erkundete ich die Stadt, besuchte Museen und probierte belgische Spezialitäten. Ein Highlight war der Besuch im MAS (Museum aan de Stroom), das einen tollen Überblick über die Stadt bietet. Auch das Diamantenviertel beeindruckte mich – obwohl der Kontrast zum angrenzenden Hauptbahnhof stark war. Der Zoo liegt direkt gegenüber, und bis zu den Flamingos kann man ihn sogar kostenlos besuchen. Mit Elle erkundete ich die Stadt per Velo-Bike – einem günstigen Mietradsystem. Wir besuchten das MAS, fuhren mit dem Wassertaxi zum St.-Anna-Strand (kein echter Strand, aber ein schöner Ort zum Verweilen) und durchquerten den St.-Anna-Tunnel – ein spannendes Erlebnis. Bei über 30 Grad war das Eis dort besonders willkommen.
Ich lernte viele interessante Menschen kennen – sowohl im Praktikum als auch außerhalb. Besonders engen Kontakt hatte ich zu meiner Gastgeberin Anna und ihrer Tochter sowie natürlich zu Elle und meinen Kolleginnen und Kollegen. Elle lud mich sogar zu sich nach Hause zum Essen mit ihrer Familie ein – das war sehr herzlich und gab mir ein Gefühl von Zuhause.
Ihr seht schon, das Praktikum war für mich eine rundum bereichernde Erfahrung – sowohl fachlich als auch persönlich. Ich konnte meine Sprachkenntnisse verbessern, neue Arbeitsweisen kennenlernen und mich in einem internationalen Umfeld weiterentwickeln. Ich habe viel über mich selbst gelernt, bin selbstbewusster geworden und weiß nun besser, was ich beruflich möchte – und was nicht. Am letzten Tag durfte ich an der Mitarbeiterfeier teilnehmen, die ich auch mit vorbereitet hatte. Es gab Reden, gutes Essen, Musik und Tanz – sogar ein deutsches Lied wurde für mich gespielt. Mit einigen Kolleginnen und Kollegen habe ich weiterhin sporadisch Kontakt über Facebook.
Ich kann ein Erasmus-Praktikum nur wärmstens empfehlen!