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3 Jahre im Todes­trakt — unschuldig!

Joaquin Martinez gegen die Todesstrafe

Über die Gemein­schaft Sant’Egidio bekamen wir in einigen Klassen die Möglich­keit zu einer Begeg­nung mit Joaquin Martinez. Er saß über fünf Jahre in den USA unschuldig im Gefängnis, davon drei Jahre im Todes­trakt. Heute macht er sich in Vorträgen stark für die Abschaf­fung der Todesstrafe.

Sehr persön­lich und emotional schil­derte Joaquin Martinez seinen Fall. In seinem Heimatort Tampa in Florida gab es einen Doppel­mord. Ein junges Paar war umge­bracht worden. Der junge Mann war Drogen­dealer und gleich­zeitig der Sohn eines bedeu­tenden Poli­zisten der Stadt. Darum stand die Polizei unter Druck: der Fall musste schnells­tens gelöst werden. Aus einer ungüns­tigen Situa­tion heraus – Schei­dung und Streit um das Sorge­recht für die Kinder – brachte Joaquins Ehefrau ihren Mann bei der Polizei in Mord­ver­dacht. Er wurde verhaftet und mit einem angeb­li­chen Geständnis konfron­tiert, das auf Kassette aufge­nommen sein sollte. Obwohl eigent­lich nichts auf dem Band zu hören war, bestä­tigten hohe Poli­zei­be­amte – Vater des Toten und Verwandte – sowie seine Ex-Frau die Rich­tig­keit des Geständ­nisses. Es kam zur Verur­tei­lung, zur Todes­strafe wegen heim­tü­cki­schen und gewalt­samen Mordes.

Erst drei Jahre später gelang es den Eltern von Joaquin Martinez mit Kosten in Höhe von etwa einer Million Dollar, fähige Anwälte zu enga­gieren. Nach einer Wieder­auf­nahme des Verfah­rens wurde Joaquin Martinez von allen Vorwürfen freigesprochen.

Gegner der Todes­strafe wurde Martinez nach eigener Aussage nicht nur durch seinen eigenen Fall. Er berich­tete von einem anderen Gefan­genen des Todes­traktes, der immer wieder in Panik seine Unschuld heraus­schrie. Häufig wurde er durch Prügel zum Schweigen gebracht. Der Gefan­gene starb nach 19 Jahren in der Todes­zelle an Krebs. Ein Jahr später wurde endlich seitens seines Anwalts die seit Jahren bean­tragte DNA-Probe durch­ge­führt. Es stellte sich heraus, das der Gefan­gene all die Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen war.

Joaquin Martinez war ein offener und naher Gesprächs­partner. Fragen der Schü­le­rinnen und Schüler beant­wor­tete er in zuge­wandter und persön­li­cher Weise. Der Absur­dität der Todes­strafe stellte er am Ende seiner Vorträge immer die gegen­sei­tige Liebe und die Notwen­dig­keit von Mitleiden und Mitfühlen mit den Mitmen­schen gegenüber.

Ansprech­partner
Thomas Eckle
Stet­tiner Straße 1
97072 Würzburg